In Memoriam
Ernst Guschall

Ernst Guschall
Oberellenbach

Es waren die frühen 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Zu einer Zeit also, als Senegaltauben oder Grünflügeltauben beispielsweise, noch etwas ganz Besonderes für uns Wildtaubenliebhaber waren. Als noch recht junger Wildtaubenfreund versuchte ich natürlich Kontakt zu Erfahrenen bzw. Besitzendenzu knüpfen, was recht schwierig war.

Der verstorbene Verhaltensforscher Dr. Jürgen Nicolai, damals am Max Plank Institut in Seewiesen/Oberbayern war ein Fixstern am Himmel der Wildtaubenzucht, ebenso Tierarzt Dr. Foertsch aus Heilsbronn. Über Letzteren fand ich schnell Kontakt zu Ernst Guschall in Oberellenbach/Niederbayern. Ihre Einstellung zur Wildtaubenhaltung und Zucht bewunderte ich außerordentlich. Bevor die Seuche der Vermehrung durch Ammentauben, die ja eigentlich nur der Gewinnmaximierung dient, über die Szene kam, waren die Wildtaubenfreunde gefordert, durch entsprechende Haltung und Fütterung für das Wohlbefinden der Pfleglinge zu sorgen, um die Tauben zur Reproduktion zu veranlassen. Bei keinem dieser genannten Wildtaubenfreunde kamen Ammentauben zum Einsatz!

Darüber hinaus sorgte Ernst dafür, dass sich seine Pfleglinge auch richtig bewegen konnten. Seine Volieren waren vorbildlich groß. Artgerechte Haltung war für ihn eine Selbstverständlichkeit, lange bevor es zum Schlagwort wurde.
Nicht möglichst viele Arten zu halten war sein Bestreben, sondern Spezialisierung auf wenige Spezies, die dann aber in großer Zahl seine Volieren bevölkerten. Seine Zuchterfolge waren beeindruckend, seine Redlichkeit und Hilfsbereitschaft bescherten ihm einen großen Freundeskreis.

Anfang Januar wurde Ernst unverschuldet Opfer eines Verkehrsunfalls. Nach monatelangem Krankenhausaufenthalt, der von Pech und Pannen geprägt war, verstarb Ernst Guschall am Pfingstmontag 2009.

Ein großer Wildtaubenfreund ist nicht mehr, aber er wird uns unvergessen bleiben.


Ein Jubiläum:1969 - 2009
Jürgen Nicolai
Tauben
Haltung-Zucht-Arten

1969 erblickte ein inzwischen zur kleinen Kostbarkeit gereiftes Büchlein aus der Franckh’schen Verlagshandlung in Stuttgart, das Licht der Welt. Auf 74 Seiten wurden die Wildtaubenarten beschrieben, die damals auf dem deutschen Markt zu erwerben waren bzw. deren Erwerb demnächst erwartet werden konnte. Die Ausführungen zu den einzelnen Arten beinhalteten alles Wissenswerte und natürlich Haltungshinweise in kurzer, prägnanter Form.

Nicolai

Einundfünfzig schwarz-weiß Zeichnungen von Hermann Kacher illustrierten das Büchlein in einer Art, die heute noch begeistert. Bereits auf den ersten Blick ist jede Art unverwechselbar erkennbar. Hermann Kacher war Angestellter am Max Planck Institut und hat zahlreiche Veröffentlichungen illustriert.

Der Autor ist ebenso wie der Maler bereits verstorben, Prof. Dr. Jürgen Nicolai am 29.03.06 im 81. Lebensjahr.

PS: Weitere Kleintauben wurden von Jürgen Nicolai in einem zweiten (von drei) Bändchen (gleicher Verlag, selbe Ausstattung, selber Maler) beschrieben: Käfig- und Volierenvögel 1965


Die Bartletts-Dolchstichtaube

Gallicolumba criniger; Pucheran

Bartletts-Dolchstichtauben kommen von den Philippinen und wurden, neben kleineren Inseln, hauptsächlich auf Mindanao, Leyte, Basilan und Samar nachgewiesen. Die Taube bewohnt die dichten Wälder ihrer Heimat.

Dort bewegt sie sich behende am Boden, wo sie auch die Nahrung sucht und findet: Samen, Beeren, Kerbtiere, Würmer und kleine Schnecken. Zum Ruhen und nachts baumt sie auf. Die Nester stehen niedrig in Sträuchern und Schlingpflanzen. Erst 1969 wurde die Taube nach Deutschland eingeführt, nach meinem Wissensstand in den Zoo Fankfurt. Kurze Zeit später kamen auch 3 Paare zu privaten Liebhabern, u. a. auch in meine Anlage. Bereits 1970 gelang die Zucht in Frankfurt, wenige Wochen später auch bei mir. Auf alles, was "rot" ist, reagierten bei mir die Tauben stets mit Neugier und Interesse. Nimmermüde wurden selbst die abfallenden Blütenblätter von Geranien untersucht. Bei Wildfängen mag eine Verbindung zu einer besonders delikaten Frucht oder Beere gegeben sein.

Die Bartletts-Dolchstichtaube legt im Gegensatz zur Dolchstichtaube (Gallicolumba luzonica) grundsätzlich nur 1 Ei, das in 16 Tagen erbrütet wird. Mit 13 bzw. 14 Tagen verlässt die Jungtaube bereits gut flugfähig das Nest. Die Bartletts-Dolchstichtaube bevorzugt bei mir relativ flache Nisthilfen (Körbchen), hoch und ziemlich dunkeler Stelle angebracht. Mit der wohl nächsten Verwandten, der Dolchstichtaube, wurden mehrfach Bastarde erzielt.

Bei guter Pflege, also frostfreie, warme Überwinterung und abwechslungsreicher Ernährung ist die Art sehr langlebig. Um die zwanzig Jahre Lebenszeit sind realistisch.

Eine umfangreiche Mischung an Sämereien, Beeren, in kleine Würfel geschnittenes süßes Obst, Eifutter, kleingewürfelter Käse (z.B. Gouda), Mehlwürmer und kleine Regen-/Tauwürmer bilden in Menschenobhut die Nahrungsgrundlage.

copyright by A. Münst 2009